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Wie ein König über die Bergkuppen unserer Heimat emporragend, erhebt sich 15 Minuten westlich von Wormersdorf, 313 m über dem Meeresspiegel, eine mächtige Basaltkuppe, der Tomberg, der infolge seiner Lage und Beschaffenheit eine wichtige Rolle in der Geschichte unserer Heimat spielt. Münzen mit dem Bildnis der römischen Kaiser Valens und Valentinian II, welche bei Bearbeitung der am Bergabhange vor einigen Jahrzehnten noch befindlichen Weinberge aufgefunden wurden, lassen mit Sicherheit darauf schließen, daß hier eine römische Befestigung bestand. In richtiger Erkenntnis der strategischen Bedeutung des Tomberges dürften die Römer, als sie vor 2000 Jahren (58 v. Chr.) in unsere rheinische Heimat vordrangen, dort einen Wachtturm gegründet haben, aus dem sich im Laufe der Jahrhunderte die im Mittelalter starke, zeitweise auch gefürchtete Tomburg entwikkelte. So erklärt sich auch der Name "Tomburg", d. h. ein mit einer Befestigung versehener Berg. Auch die in das Mauerwerk eingelassenen römischen Ziegelsteine sowie Teile einer Heizanlage lassen auf römischen Ursprung schließen. Dafür spricht ferner die Vermutung, daß die Römer zwecks Sicherung ihrer Lagerplätze und Truppenbewegungen feste Stützpunkte zu gründen suchten, wozu die Lage des Tomberges in der Nähe der Heerstraße Trier-Rheinbach-Bonn-Köln wohl geeignet war. Dem Umstande, daß nach der Römerherrschaft fremde, wilde Völker, u. a. die Hunnen, Alemannen und Normannen raubend und sengend unsere Heimat durchzogen, dürfte der weitere Ausbau der römischen Befestigungen durch die damaligen Fürsten und Bewohner zwecks eigner Sicherheit zuzuschreiben sein, während der Name Tomburg als Doneburch, Toyneburch, Thonaburg erst nach dem Jahre 1000 in Urkunden auftritt. Karl der Große, (768-814) der gerne in der Nähe der Tomburg gejagt haben soll, hat vermutlich die römische Befestigung auf dem Tomberg zu einem Pfalzgrafensitz ausgebaut, wo von 945 bis 1056 die Aachener Pfalzgrafen regierten. Sie führten die Aufsicht über die Reichsgüter und hielten anstelle des Königs Gerichte ab. Außer Wohn- und Oekonomiegebäuden befand sich zu dieser Zeit dort auch ein Gerichtssaal, so daß der vollständige Ausbau der Tomburg und ihre weitere Befestigung in die Zeit der Pfalzgrafenherrschaft fallen dürfte.

Um das Jahr 945 beherrschte Ehrenfried als Aachener Pfalzgraf vom Tomberg aus nicht nur das Gebiet der alten Königsvilla Hockebur, sondern auch die benachbarten Gaue. Er soll sich in der Ungarschlacht auf dem Lechfelde (955) ausgezeichnet haben und vom Kaiser mit der Tomburg belehnt worden sein.

Ehrenfrieds Sohn, Pfalzgraf Hermann L, beherrschte den Bonn-, Auel-, Eifel- und Zülpich-Gau. Sein ältester Sohn Ezzo war 954 auf der Tomburg geboren. Am Kaiserhofe zu Aachen erhielt er seine Erziehung und soll seine Gemahlin Mathilde, die Tochter des deutschen Kaisers Otto IL, als Sieger im Schachspiele mit dem Kaiser gewonnen haben. Als Otto III. im Jahre 1000 einen Kriegszug nach Italien unternahm, ernannte er Ezzo zum Reichsverweser und übergab ihm durch die Hand des Erzbischofs Heribert von Köln die Reichskleinodien sowie die hl. Lanze zur Aufbewahrung in der damals bereits sicheren und festen Tomburg. Otto III. starb auf diesem Kriegszuge in Palermo in Italien (1002), und als der Erzbischof Heribert von Köln die Leiche des Kaisers nach Aachen überführen wollte, verweigerte ihm Kurfürst Heinrich VIII. von Bayern, der spätere deutsche Kaiser Heinrich II. solange den Durchzug, bis ihm die Reichskleinodien sowie die hl. Lanze von der Tomburg ausgeliefert wurden. Ezzo soll damals Heinrich II. bei Oggersheim (Pfalz) besiegt und den gefangenen Herzog Dietrich von Lothringan, rücklings auf ein Pferd gebunden, nach der Tomburg gebracht haben.
Im Jahre 1024 stifteten Ezzo und seine Gemahlin das Kloster zu Brauweiler und schenkte dem Kloster eine Wiese am Tomberg, was durch Urkunde vom 10. Oktober 1028 vom Erzbischof von Köln bestätigt wird. Zur Erinnerung an die Gründung der Abtei Brauweiler fand am 28. September 1924 in Brauweiler die 900-jährige Gedenkfeier mit festlichen Veranstaltungen statt.

Ezzos Gemahlin Mathilde stand im Rufe großer Frömmigkeit. Ihre 1( Kinder zog sie auf in Tugend und der Furcht des Herrn. Vor einem Kruzifix auf der Tomburg soll sie die wunderbare Heilung eines Blinden erfleht haben. Sie und ihr Gemahl Ezzo, welcher 1035 starb, liegen in der Kirche des von ihnen gestifteten Klosters zu Brauweiler begraben.

Nach dem Tode Ezzos wurde sein Sohn Otto Pfalzgraf auf der Tomburg. Er starb 1048 auf der Tomburg und wurde in Brauweiler beerdigt, wo Papst Leo IX. die Leichenfeier hielt. 1049 besuchte dieser heilige Papst die Tomburg. Der 3. Sohn Ezzos war als Hermann Il. von 1036-1056 Erzbischof von Köln und römischer Erzkanzler; er schenkte 1052 die Tomburg der Kölner Kirche.

Ezzos älteste Tochter war Richeza; sie wurde die Gemahlin des polnischen Königs Mizislaus, mit welchem Kaiser Otto III. gelegentlich einer Wallfahrt nach dem Grabe des hl. Adalbert in Polen Freundschaft geschlossen hatte. Aber ein glückliches Los war der deutschen Fürstentochter auf dem Throne Polens nicht beschieden. Ihr Gemahl erwies sich als untüchtig und mußte auf Drängen der Großen Polens die Regierung seiner Gemahlin Richeza überlassen, welche 14 Jahre lang mit Weisheit und Milde Polens Geschicke leitete und namentlich dem Lande den christlichen Glauben zu erhalten suchte. Daß sie in der Regierung sich von tüchtigen deutschen Männern beraten ließ, wurde sie schließlich von den polnischen Adeligen, die alles Deutsche haßten, gezwungen, das Land zu verlassen. Das war Polens Dank für eine 14jährige hingebende Liebe und Sorge ihrer Königin. Sie kehrte jetzt nach Deutschland zurück und erbaute das Kloster Klotten an der Mosel, wo sie ihren Lebensabend als Wohltäterin der ganzen Gegend, namentlich der rheinischen Kirchen und Klöster verbrachte. Ihre Besitzung in Meckenheim übergab sie dem Erzbischof Anno II. von Köln, der sie dem Marienstift schenkte. Ihre Besitzungen an der Mosel vermachte sie der Abtei Brauweiler. Als sie 1060 starb, wurde sie in der Maternuskapelle des Kölner Doms beigesetzt. Später wurden ihre Gebeine in die Marienkirche in Köln überbracht. Ihr Sohn Kasimir bestieg später (Kasimir der Friedfertige) den polnischen Königsthron.
Die Burg in Klotten thront noch heute als Ruine über dem Moseldorfe, während die Kapelle in früheren Kriegszeiten beschädigt wurde.

Erzbischof Anno II. von Köln besiegte den letzten Pfalzgrafen der Tomburg, Heinrich den Wütenden, der im Zorne seine Gemahlin tötete. Erzbischof Anno belagerte ihn in seiner Burg zu Kochem und übergab ihn dem Kloster zu Echternach, wo er 1060 starb.

Nach 1052 gelangten die Grafen zu Kleve als Vasallen des Erzbischofs von Köln zur Herrschaft auf der Tomburg. Einer derselben, Dietrich V. von Kleve (1202 bis 1260) machte dem Kloster Capellen eine Schenkung von 30 Morgen Land zu Heimerzheim mit dem Vorbehalt einer Jahresrente zur Beleuchtung der Burgkapelle auf der Tomburg.

1230 belehnte Graf Dietrich V. von Kleve Hermann I. von Molenark mit der Burggrafschaft zu Thoynborch.
1238 stiftete Gottfried von Molenark das Kloster bei Schweinheim und übergab das Kloster mit allen Rechten dem Kölner Erzstifte. Das Kloster führte den Namen "porta coeli" = Himmelspforte. Es besaß Reliquien von den unschuldigen Kindern zu Bethlehem. Diese Reliquien hatte Gottfried gelegentlich einer Wallfahrt nach Rom vom Papste erhalten und schenkte sie nun dem Kloster. Im Jahre 1381 schenkte Friedrich, Herr zu Tomburg und Landskron, dem Kloster Schweinheim, wo seine Vorfahren und Gattin ruhen, eine Erbrente von 3 Malter Korn zum Anniversar für seine verstorbenen Angehörigen.

1251 und 1262 wurde die Tomburg, die damals im Besitze der Grafen von Jülich war, vom Erzbischof von Köln belagert, weil ihm von der Tomburg aus Gewalt und Unrecht geschehe.

1265 sah sich Dietrich von Kleve veranlaßt, seinen Lehensmann auf der Tomburg ernstlich zu vermahnen, die Personen und Güter der Abtei Himmerode nicht mehr zu beunruhigen.

1311 wird Konrad Il. von Tomburg als Raubritter genannt, da er dem Severinsstift zu Kierdorf 65 Malter Roggen und 'viel Vieh geraubt hatte. Sein Sohn und Nachfolger war Werner von Mülenark, der als echter Raubritter bekannt ist. Er war ein rauhborstiger Geselle und fehdelustiger Raufbold, der das Recht auf der Spitze seines Schwertes trug. Seine Gemahlin Irmsindis von Blankenheim starb früh infolge roher Behandlung; seine Tochter wollte er gewaltsam dem Grafen von Jülich, seinem Verbündeten auf den Raubzügen, zur Frau geben. Da er mit seinen Nachbarn in immerwährender Fehde lebte, ward er von Arnold von Blankenheim im Jahre 1330 auf der Tomburg belagert. Er selbst entkam zu seinem Freunde Wilhelm von Jülich; wurde aber bei einem Überfall auf die Stadt Euskirchen, mit der er auch dauernd in Fehde lag, gefangen genommen, jedoch nach einem Jahre wieder freigelassen. Auf die Tomburg kehrte er nie mehr zurück; er verkaufte sie 1339 für 1000 kleine Gulden an den Erzbischof von Köln.

Nach dem Tode Arnolds von Blankenheim wurden Werners Söhne Konrad und Friedrich auf ihre Bitte vom Erzbischof wieder in alle Gerechtsame der Tomburg eingesetzt.
1358 starb Aleydis von Tomburg als Abtissin von Rolandswerth.

1366 "des Sonntags in der Fasten, da man sank: Invocabit" bekannte Friedrich, Herr von Tomburg, daß er von Gerhard, Herrn zu Landskron mit Oberwinter, Birgel und Daun belehnt worden sei.

1401 belegte der Erzbischof von Köln Friedrich I. von Tomburg mit dem Interdikte und später mit der Exkommunikation wegen fortgesetzter Gewalttätigkeiten in Meckenheim.

1435 war die Tomburg in Verfall geraten; nach einer Urkunde heißt es, "dat Tomburg ser wuist is, und ein deil hinten in der oversten Burg zumal afgefallen sei."
Der letzte Ritter der Tomburg war Friedrich von Sombreff. Er war sehr kriegerisch und fortwährend in Fehden verwickelt. Seinen Bruder, den rechtmäßigen Erben von Kerpen, beraubte er dieser Herrschaft, wie ihm Graf Dietrich von Manderscheid in einem Schmähbriefe vorwirft. Dazu beunruhigte er die Landstraße und die ganze Umgebung durch seine Raubzüge. Als er schließlich Sophie, die Gemahlin Gerhards von Jülich, bei einem Gelage verleumdete, indem er sich rühmte, höher in der Gunst der Herzogin zu stehen, als deren Gemahl, wurde die Tomburg von Gerhards Söhnen Wilhelm und Adolph 1470 belagert und zerstört, wobei Adolph durch einen Speerwurf getötet wurde. Adolphs Mutter starb aus Gram über des geliebten Sohnes Tod. Friedrich von Sombreff mußte 1473 seinen Anteil an der Tomburg laut Schiedsspruch des Erzbischofs von Trier dem Herzog von Jülich abtreten.

Seitdem liegt die Tomburg in Trümmern. In der nun folgenden Zeit gingen die Besitzungen der Tomburg durch Kauf oder Erbschaft in verschiedene Hände über. Bemerkenswerte Ereignisse aus dieser Zeit sind geschichtlich nicht erwähnt.

1794 zog die französische Regierung den Jülich'schen Anteil der Tomburg ein. Der übrige Teil verblieb im Besitze des Freiherrn von Vinke, dessen Tochter Charlotte, die Gattin des Grafen von Schulenburg, die Besitzung der Tomburg an Herrn Weckbecker in Münstermaifeld, die Tomburg selbst an Herrn von Bernberg zu Flamersheim verkaufte. Die jetzige Eigentümerin der Ruine ist die Stadt Rheinbach.

Bis zu ihrer Zerstörung 1470 bestand auf der Tomburg eine Kapelle, für deren Beleuchtung das Kloster Schillingskapellen zufolge einer Schenkung aufkommen mußte.
An dieser, dem hl. Pankratius geweihten Kapelle, haftete ein Benefitium für wenigstens einen Geistlichen. Laut vorhandener Urkunden (1642) las der Vikar von Rheinbach noch zu Zeiten, da die Burg bestand, jeden Mittwoch auf der Burg eine von den Tomburgherrn gestiftete hl. Messe. Nach Zerstörung der Burg wurde die Mittwochsmesse nach Rheinbach verlegt. Zu diesen Stiftungen gehörten 24 Morgen Waldung und 3 Morgen Ackerland. Nach 1720 scheint das Bene%tiat der Burgkapelle auf einen Altar der Pfarrkirche in Oberdrees übergegangen zu sein, wo die Herren von der Tomburg den Altarhof besaßen, von dessen Einkommen ein Teil zur Besoldung der Benefitiaten gehörte. Der Burgkaplan bezog mit der Verpflichtung zu 2 Wochenmessen aus Oberdrees jährlich je 20 Malter Roggen und Hafer, dazu 71/2 Rtlr., aus Ersdorf je 5 Malter Roggen und Hafer, aus Wormersdorf 5 Rtlr. und 10 Hühner.

Nach dem Zerfall der Tomburg wurde das früher ausgedehnte Plateau des Tomberges durch Anlage von Steinbrüchen sehr eingeengt; der vollständig verschüttete Brunnen wurde vor einigen Jahrzehnten gereinigt, wobei das Brunnenrad mit Kette und Eimer zutage gefördert wurde. Außerdem wurden in den Steinbrüchen und am Bergabhang römische Münzen und Gefäße, der Schlüssel der Tomburg (?) sowie ein Siegelring des Grafen Friedrich von Sombreff aus dem Jahre 1466 gefunden.
Die vorhin genannten Gegenstände befinden sich im Lokalmuseum der Stadt Rheinbach.

Die unterirdischen Gänge, die den Bewohnern der Burg und ihren Wertsachen bei Belagerungen ein sicheres Versteck boten, wurden aufgedeckt; sie sollen bei Belagerung der Burg 1330 durch Verrat zur Eroberung geführt haben. Sie waren von dem Burgkeller und der Kapelle aus unter der Burgmauer und dem Wallgraben angelegt und führten im Waldgebüsch ins Freie. Noch heute sind 2 Stollen von je 25 m Länge vorhanden, die indessen früher einen Gang bildeten und nur durch die Anlage der Steinbrüche geteilt wurden.

Von der einst so stolzen Burg ragt heute nur noch der Bergfried als stummer Zeuge einer taten- und erinnerungsreichen Zeit in die Lüfte. An seinem Fuße sehen wir einen gewaltigen Mauerblock, der anscheinend infolge Sprengung in den Abgrund stürzte, aber trotz dieser gewaltigen Erschütterungen nicht in Trümmer ging, ein hervorragendes Zeugnis früherer Baukunst.

Auf den Trümmern des römischen Kastels erbaut und damals in seinen 3 Stockwerken als Gefängnis, Zufluchtsort und Wachtturm dienend, ist der Bergfried jetzt der Lieblingssitz der zahlreichen Besucher der Tomburg. Das den Tomburgherrn leibeigene Bauernvolk hat sich im Laufe der Zeit frei gemacht, mächtig blühte das rheinische Land in der langen Friedenszeit auf. Neben den herrlichen Waldungen erblickt das Auge vom Fuße der Burgruine aus üppige Obstgärten, fruchtbare Äcker und Wiesen; und die fleißigen, arbeitsfrohen Bewohner unserer Heimat lenken oft und gerne ihre Schritte zum Tomberge, wo ihr geistiges Auge beim Anblick der Burgruine zurückschweift in jene Zeiten, wo mächtige Ritter die festen Mauern bewohnten.